Die Changan Ford Ultra-Challenge ist ein seit 2015 jährlich stattfindender Ultra-Marathon in China mit dem Ziel den Ultra-Marathon in China mehr in die Öffentlichkeit zu rücken.

Angefangen hat es in 2015 mit einem 50 km-Lauf in der Wüste Gobi in der Provinz Gansu bei Jiuquan. In 2016 wurde die Veranstaltung am gleichen Ort wiederholt und um einen 100 km Lauf ergänzt.

2017 zog die Veranstaltung in die Provinz Yunnan in den Südwesten von China. Dort wurde südlich von Kunming der Fuxian See (teilweise) umrundet (50/100 km). Mit dem Ziel die Veranstaltung jedes Jahr in einer anderen Provinz zu veranstalten lud der Organisator in 2018 die Läufer in die Provinz Hubei ein. In der Nähe des Zishan Sees 120 km südlich von Wuhan wurde wieder ein 50km oder 100 km Lauf angeboten.

Jedes Jahr bietet der Veranstalter ausländischen Läufern an die Kosten für Flug, Hotel und Essen zu übernehmen, wenn man einen entsprechenden Nachweis erbringt über 100 km, 50 km oder Marathon „flott“ laufen zu können. Wobei „flott“ teilweise auch recht breit ausgelegt wird und nicht nur Spitzenläufer in Betracht kommen.

Nach dem Gobi-Lauf in 2016 und der verletzungsbedingten Absage in 2017, freute ich mich wieder auf die Einladung in 2018 die ich erneut gerne angenommen habe. Der Lauf ist im Prinzip weniger ein Lauf, sondern mehr ein Abenteuer. Man lernt einen Teil von China kennen, den man sonst nie kennengelernt hätte und verbringt in einer Gegend eine schöne Zeit wo die Einheimischen sonst keine Touristen sehen. Umso begeisterter und aufgeregt sind die Einheimischen sich nur von der besten Seite zu zeigen und sie geben sich sehr viel Mühe, dass sich jeder Läufer wohl fühlt. Dazu kommt der Austausch mit (Spitzen)-Läufern aus aller Welt, der den Horizont ebenfalls sehr erweitert. Das Herz der Veranstaltung ist Tao, eine sehr freundliche Chinesin, die erste Ansprechpartnerin für alle Läufer ist.

So ging es am 23.November über den Flughafen Frankfurt nach Shanghai. Von dort morgens 24.11 weiter mit dem Flugzeug nach Wuhan und von dort holte der Veranstalter die Läufer mit dem Bus ab um uns nach 120 km in das Honey Moon (Flitterwochen) Hotel am Zishan See zu bringen. Dort traf ich auch auf die anderen deutschen Läufer, die ich von vielen anderen Läufen kenne und freute mich alte Bekannte aus aller Welt wieder zu sehen. Die Idee war es, am selben Tag gegen den Jet-Lag noch einen Trainingslauf zu absolvieren, den Tag drauf (Donnerstag) zu ruhen, am Freitag die 100 km zu laufen und am Samstag schon wieder über Wuhan, Shanghai nach Deutschland zu fliegen. Mehr Tage gingen aus beruflichen Gründen nicht. Ansonsten empfiehlt es sich natürlich noch Zeit in Peking oder Shanghai zu verbringen.

Auch wenn 6 Wochen vorher die 100 km WM in Kroatien war, so waren in der Startliste sehr viele bekannte internationale Namen. Vom ehemaligen Weltmeister im 100 km Lauf bis hin zu mehreren Läufern, die die 100 km in mindestens unter 7 Stunden laufen können war ein breit gefächertes Leistungsspektrum aus 23 Nationen am Start. Unteranderem auch Australien, Japan, Ukraine, Tschechien und Spanien waren mit einer größeren Gruppe vertreten.

Im Gegensatz zu den vorherigen Läufen sollte die Strecke dieses Jahr weniger attraktiv als sonst sein. Es wurde von Xianning City ein 3-4 spuriger Highway zum Zishan See gesperrt. Auf einer Strecke von 27 km standen alle 200 m ein Soldat Spalier. Danach galt es eine Runde am See mit den 50 km Läufern zu laufen während wir 100 km Läufer die 25 km Schleife weitere 2x wiederholten. Bei warmen, wolkenlosen 25 Grad mit etwas Luftfeuchtigkeit wurde es wie so oft ein Ausscheidungsrennen. Vorne wurde ein sehr hohes Tempo gelaufen und mit den Temperaturen gab es auf der 2.Hälfte sehr viele Ausfälle. Aufgrund von Magenproblemen und dem Ziel nicht alle Kräfte bei dem Lauf zu verpulvern wählte ich ein moderates Tempo von 4:36 Minuten pro km. Durch die ungeplanten Klopausen auf der ersten Hälfte lief ich sogar langsamer. Auf der zweiten Hälfte verweigerte mein Magen dann komplett die Aufnahme von jeglicher Energie. Alle 5 km gab es eine Verpflegungsstation mit Wasser und isotonischen Getränken. Hier musste ich immer stehen bleiben und mit Ekel wenigstens einen Becher Iso reindrücken. In Summe ging weiterhin ein Tempo von 4:40 pro km, aber durch die vielen Pausen an der Verpflegungsstation war der km-Schnitt am Ende eher bei 4:50 pro km. Insgeheim habe ich mir aber dennoch vorgenommen unter 8 Stunden zu laufen. Mit einer Endzeit von 7:55 hat dies auch sehr gut geklappt. Dies hat für den 9.Platz gereicht und unter den Top 10 der Männer über 100 km waren 9 verschiedene Nationen vertreten. Ein Chinese hat allen eingeflogenen Läufern mit einer Zeit von 6:46 die Show „gestohlen“.

 

Bei den Frauen lief alles auf ein Duell der zwei schnellsten Japanerinnen (u.a. die Dritte der WM vor 6 Wochen) und der führenden in der Weltjahresbestenliste (7:22), Radka Churanova aus Tschechien. Da ich das Frauenfeld Stück für Stück überholt habe und an den Wendepunkten zusätzlich die Positionskämpfe verfolgen konnte, wurde ich zumindest Zeuge eines spannenden Rennverlaufs. Churanova ließ die beiden schnellen Japanerinnen ziehen und in der heißen schattenlosen 2.Hälfte übernahm sie die Führung auf den letzten 20 km, die sie mit einer Zielzeit von 8:07 nicht mehr aus den Händen gab.

Der Lauf hat mir mal wieder gezeigt, dass die Probleme, die in einem Lauf auftreten können vielfältig sein können und am Ende, egal wie kaputt man sich fühlt, findet man immer wieder einen Weg raus aus der Krise, wenn man sich den veränderten Gegebenheiten rechtzeitig anpasst. Im Krisenmodus merkt man oft nicht, zu was der Körper in Wahrheit fähig ist, wenn man sich erstmal aus der mentalen Abwärtsspirale befreit hat. Ich habe mir immer die Option offen gelassen 2 km nur zu wandern, damit der Magen sich beruhigen kann. Das war nicht nötig, aber wäre immer eine Option gewesen um sicher den Lauf zu finishen. Egal wie schwer der Lauf ist, solange ich nicht verletzt bin, will ich immer ins Ziel kommen. Und am Ende ist es sowieso egal wie schnell man läuft, denn ab km 70 wird es immer schwer.

Falls jemand von euch Interesse hat im nächsten Jahr auch teilzunehmen, so sprecht mich ruhig an. Da China 23 Provinzen hat, geht die Tour hoffentlich im nächsten Jahr weiter.