TGVA Athletin Svenja Gliem berichtet vom Lahntallauf 2018. Unsere Autorin konnte dabei die 30 Kilometerstrecke als schnellste Frau absolvieren. 

Jedes Jahr findet Ende Februar/Anfang März im hessischen Unistädtchen Marburg, meiner Heimatstadt, der Lahntallauf statt. Organisiert wird er von vielen ehrenamtlichen Helfern des Ultra Sport Club Marburg. Auf einem nach IAAF-Regeln vermessenen 10km-Rundkurs werden Läufe über fünf Distanzen angeboten: 10 km, Halbmarathon, 30 km, Marathon und 50 km. Die Halbmarathon- und Marathonläufer hängen am Ende ihrer letzten Runde eine Zusatzschleife mit Wendepunkt dran.

Die Strecke verläuft überwiegend flach und auf Asphalt entlang der Lahn und der umliegenden Felder. Drei Verpflegungsstellen mit Wasser, Iso, Tee und Snacks sorgen für Energienachschub – und dank der fröhlichen und wetterresistenten Helfer ebenfalls für gute Laune und Motivation.

Nachdem ich in den vergangenen Jahren bereits am 10km-Lauf und am Halbmarathon teilgenommen hatte, passte dieses Jahr der 30km-Lauf perfekt in meine Marathonvorbereitung. Der Plan: Marathonrenntempo und die Verpflegung mit Gels und Flüssigkeit „on the run“ üben. Der erste Blick aus dem Fenster und auf das Thermometer am Morgen war nur semi-motivierend: Neuschnee und -4 Grad. Gerechnet hatte ich mit freien Asphaltwegen und Plusgraden. Mit dem Plan B im Hinterkopf, notfalls einen normalen „langsamen, langen Lauf“ daraus zu machen, stiefelte ich mit meinen Eltern zum Start.

Dort die große Erleichterung: Dank guter Connections des Ultra Sport Club Marburg zu den Stadtwerken war die Strecke morgens geräumt und gestreut worden, noch vor der Innenstadt. Auch sonst war alles bereit für die rund 700 StarterInnen.

Um Punkt 10 Uhr fiel der Startschuss. Auf den ersten Metern ließ ich mich von den flotten 10km- und Halbmarathonläufern mitreißen, brachte mich aber zum Glück bald selbst zur Vernunft und schaltete ein paar Gänge runter. Merkwürdiges Gefühl, ein Rennen in einem Tempo zu starten, dass sich – zumindest  auf den ersten Kilometern – wie gemütliches Traben anfühlt. So lag die Challenge der ersten Runde für mich darin, die Beine im Zaum und den Fokus auf die Gesamtstrecke zu halten.

Nach knapp 7 km wurde es spannend für mich: Erstmalig in einem Wettkampf hatte ich Gels dabei und wollte mich auf Runde 1 und 2 damit verpflegen, um möglichst ohne Energietief ins Ziel zu kommen. Erleichternd zu sehen, dass der Feldversuch trotz Handschuhen und 4:30er-Pace funktionierte! Nicht ganz so einfach ist für mich die Flüssigkeitsaufnahme während eines Laufs. Doch dank der aufmerksamen Helfer an den Verpflegungsstellen und angenehm gewärmter Getränke ließ sich auch diese Herausforderung mit nur wenigen Sekunden Zeitverlust managen. Nach 45:45 Minuten überquerte ich die Ziellinie zum ersten Mal und tankte eine Ladung Motivation durch das jubelnde Publikum im Zielbereich. Für 250 TeilnehmerInnen war hier bereits Schluss, sodass sich das Läuferfeld schon auf der 2. Runde deutlich lichtete. Bis auf die Streckenposten und Helfer an den Verpflegungsstellen ist die Strecke des Lahntallaufs eher unbemannt. Das verstärkt die mentale Herausforderung bei den längeren Distanzen – andererseits freut man sich umso mehr auf die gute Stimmung an den Verpflegungsstellen und im Zielbereich. Während der zweiten Runde, die ich recht einsam bestritt (zu langsam für die Schnellen, zu schnell für den Hauptpulk), hatte ich ein kleines Tief. Hatte ich es mit der Geschwindigkeit übertrieben und bekam nach hinten raus (oder jetzt schon?) die Rechnung dafür? Der Wind fühlte sich auf einmal beißender und der 30m-Anstieg auf Kilometer 6 steiler an als in der ersten Runde. Doch das Tief war zum Glück eher im Kopf als in den Beinen, und so blieb ich auch in der zweiten Runde unter 46 Minuten.

Nun hatte ich aber wirklich das Gefühl, der einzige Teilnehmer des Laufes zu sein. Wo waren nur die verbleibenden 200 LäuferInnen, die länger als Halbmarathon liefen? Glücklicherweise bekam ich ab Kilometer 22 VIP-Support: Ein offizieller Begleitradfahrer des Ultra Sport Clubs Marburg schloss von hinten auf und ich erfuhr, dass ich die erste Frau bin. Da die meisten LäuferInnen, die noch im Rennen waren, ein gutes Stück hinter mir liefen, würde er bis zum Ziel bei mir bleiben. So klingelte er mir den Weg frei, als wir langsamere Grüppchen von Halbmarathonläufern überholten, und verschaffte mir einen motivierenden Applaus am letzten Verpflegungsstand. Noch 3 Kilometer. Nun packte mich die Vorfreude auf den Zieleinlauf (und vor allem auf das Stehenbleiben danach) und ich mobilisierte meine Reserven. Mit einem mir unerklärlichen 3:50er Schnitt legte ich schließlich die letzten 200 m ins Ziel zurück und beendete somit meine letzte und schnellste Runde in 45:34 Min. – Gesamtzeit 2:17:15 Std., erster Platz der Frauen!

Nach einem kurzen Interview mit dem Moderator darüber, was eine TGVA’lerin zum Lahntallauf verschlägt, ging ich mit meinem Support-Team namens Mama zum Georg-Gassmann-Stadion. Dort im Warmen wartete auf die LäuferInnen und ihre Begleiter eine leckere Zielverpflegung mit hausgemachten Suppen, Bratwürstchen, Kuchen und Getränken. Die Siegerehrungen für die verschiedenen Distanzen fanden zeitnah nach dem jeweiligen Zieleinlauf statt. Gerade im Winter finde ich diese Regelung ideal, da man nicht zu lange warten muss und sich auch die Siegerehrung selbst nicht so zieht. Der handgefertigte Humpen bekommt nun einen Ehrenplatz und wird sicherlich mit so manch bayerischem (alkoholfreien) Weizen in Berührung kommen!

Insgesamt ein sehr gut und liebevoll organisierter Lauf für alle Alters- und Leistungsklassen. Ich habe nun 1, 2 und 3 Runden abgehakt, 4 und 5 stehen noch auf der Bucket List… Weitere TGVA’ler sind bei den zukünftigen Lahntalläufen in Marburg herzlich willkommen!

Wer mehr von Svenja lesen möchte sei Ihr Blog hummeln-im-hintern.com  ans Herz gelegt. Und wer Lust auf den Lahntallauf bekommen hat findet unter  http://www.ultra-marburg.de/lahntallauf alle wichtigen Infos.