Am 18.05.2019 fand im Thüringer Wald der 47. Rennsteiglauf statt. Über 16.000 LäuferInnen aus ganz Deutschland und darüber hinaus kamen an diesem Wochenende zusammen, um am Halbmarathon, Marathon oder Supermarathon (73,9 km) teilzunehmen und im gemeinsamen Ziel in Schmiedefeld zu feiern.

Auch die TGVA-Langstreckenläuferin Svenja Gliem war mit dabei. Aus Verletzungsgründen zwar nicht, wie eigentlich geplant, auf der Supermarathon-Strecke, aber immerhin beim Halbmarathon.

Hier ein Auszug aus ihrem Blogartikel zum Rennsteiglauf Halbmarathon 2019:

„Die Strecke des Halbmarathons führt von dem Wintersportzentrum Oberhof auf dem Rennsteig-Wanderweg nach Schmiedefeld. Der Asphaltanteil geht fast gegen Null, stattdessen geht es auf hügeligen Waldwegen hinauf und hinab (genauer: auf der ersten Hälfte eher hinauf und auf der zweiten Hälfte eher hinab). Zwischendurch tragen drei liebevoll betreute Verpflegungsstellen, lokale Musikgruppen und vereinzelte Zuschauer-Hotspots zum allgemeinen Läuferwohl bei.

Die erste Hälfte des Halbmarathons ging ich eher defensiv an. Wenn eine unbekannte Strecke und Höhenmeter im Spiel sind, habe ich in Wettkämpfen immer lieber einen Energiepuffer parat. Lieber resümiere ich nach dem Rennen, dass ich unter meinen Möglichkeiten geblieben bin, als während des Rennens festzustellen, darüber hinausgeschossen zu sein.

Außerdem verlangte der Untergrund mehr Konzentration als erwartet: Steine, Wurzeln, Schlaglöcher – da war es auf der Marathonstrecke ebener zugegangen. Zumal ich vor allem auf den ersten Kilometern des Halbmarathons immer wieder auf langsamere LäuferInnen aus den vorderen Startblöcken auflief, was mich zu häufigen Tempowechseln zwischen Vollbremsung und Vollgas zwang und auf sehr unwegsame „Überholspuren“ lenkte.

Nichtsdestotrotz – bzw. gerade deswegen – genoss ich den ersten Teil des Rennsteiglauf Halbmarathons sehr. Durch die vielen kleinen Terrain- und Überhol-Challenges war er sehr kurzweilig. Ich hörte nur auf mein Körpergefühl und schaute erst bei Kilometerschild 10 zum ersten Mal auf die Uhr. Check: Sub 1:40 h war noch drin.

Nachdem ich die erste Hälfte und damit die meisten positiven Höhenmeter des Halbmarathons gesund und munter gemeistert hatte, traute ich mich auf der zweiten Hälfte, etwas mehr Gas zu geben.

Trotzdem ließ ich die Handbremse vorerst ein bisschen angezogen, denn nun wartete auf mich persönlich die eigentliche Challenge: über 300 hm bergab – würde meine Hüfte das nach der Schleimbeutelentzündung mitmachen? Im Training hatte ich nach einigen Negativerfahrungen jegliche Höhenmeter bergab außen vor gelassen. Und auch heute lautete die Devise: Lieber eine langsame Zeit oder ein DNF, als unter Schmerzen ins Ziel zu laufen.

Doch es rollte gut, keine Schmerzen in Sicht. Als nach etwa 17 km der allerletzte Anstieg geschafft war und nur noch 4 km bis zum Ziel vor mir lagen, war ich endlich davon überzeugt, den Rennsteiglauf wohlbehalten finishen zu können.

Die letzten Kilometer lief ich mit meinem Laufpartner in Crime, mit dem ich stillschweigend bereits auf der ersten Hälfte so manches Überholmanöver gemeinsam gemeistert hatte. Bergab war sogar genug Atem für einen kleinen Plausch drin – immer wieder erhellend, diese spontanen Laufbekanntschaften!

Und motivierend: Bei km 20 rief er mir zu, dass er in dem Männerpulk vor uns eine Läuferin entdeckt habe – die würden wir uns noch holen! Und schon war er vorgeschossen, ich hinterher. Jetzt freute ich mich wie ein Schnitzel über meinen Energiepuffer aus der ersten Hälfte und entwickelte tatsächlich einen für mich untypischen kompetitiven Ehrgeiz (normalerweise reicht mir in Wettkämpfen ja schon der Kampf mit mir selbst). Noch 1,4 km flach bis ins Ziel. Die Läuferin hatte ich bald überholt, doch hieß es jetzt, die 3:50er-Pace bis zur Ziellinie zu halten. 1,4 km sind lang, doch die Thüringer Klöße vom Vorabend machten den Zielsprint möglich (so meine kausale Hypothese).

Letztlich also doch ein bisschen leidend, aber schnell wieder freudestrahlend, erreichte ich nach 1:37:26 h als 11. Frau (3. Platz AK) das Ziel. Das Überholmanöver hätte ich mir übrigens aus Platzierungssicht schenken können: Die Dame war in einem vorderen Startblock 3 Minuten vor mir gestartet, lag netto als sowieso hinter mir… aber Spaß gemacht hat es trotzdem!“