Wer sich fragt, womit sich die TGVA Langstreckentrainer*innen das Wochenende am liebsten vertreiben – hier die Antwort: Lange Strecken laufen.
Die gleiche Antwort gilt auch für die Frage, was ein langjähriger Ultraläufer an seinem Geburtstagswochenende am liebsten macht.

Und so fanden sich Stephan, Adam und ich (Svenja) am 29.08. im Auto auf dem Weg nach Saarbrücken wieder, um am folgenden Tag die 58km-Distanz beim Hartfüßler Trail 2020 zu laufen. Eine Laufveranstaltung, die wir ohne die Corona-bedingten Wettkampfabsagen auf den “Home-Trails” in Bayern und Österreich nicht unbedingt auf dem Plan gehabt hätten. Im Nachhinein waren wir aber sehr dankbar, sie in dieser ungewöhnlichen Wettkampfsaison entdeckt zu haben!

Anlässlich Stephans Geburtstag und dem bevorstehenden Road- & Trail-Trip stießen wir schon auf der Hinfahrt mit Rotwein-Muffins an. Das flüssige Äquivalent gab es dann abends beim ausgiebigen Pre-Race-Dinner, nachdem wir in unserem Zimmer eingecheckt, die Startunterlagen abgeholt und bei einem Stadtbummel die kleine, aber feine Altstadt Saarbrückens erkundet hatten.

TGVA beim Hartfüßler Trail 2020

Nach einer kurzen (und für manch Eine*n schlaflosen) Nacht klingelte um 4:30 Uhr der Wecker. Ein schnelles, einfaches Frühstück, die letzten Vorbereitungen bezüglich der Kleidung und des Equipments, eine Autofahrt über menschenleere, dunkle Straßen – und schon standen wir zusammen mit rund 240 anderen Ultratrailläufer*innen am Start in einem Waldstück am Stadtrand Saarbrückens.

Dem Corona-Konzept entsprechend wurde ab 7 Uhr in 8 Startblöcken à 30 Personen im Abstand von 3 Minuten gestartet, selbstverständlich mit Maske und genügend Abstand zueinander. Bei der Anmeldung hatte man seine geschätzte Zielzeit angegeben und so startete Stephan in Startblock C (7:00 h) bereits 3 Minuten vor Adam und mir in Startblock D (7:15 h). Spoiler: Diese Schätzungen sollten sich später als sehr “defensiv” erweisen…

Kurz nach dem Start durften wir die Masken zum Glück abnehmen. Die Gefahr eines Massengetümmels bestand sowieso weniger, da es erstmal einen guten Kilometer auf breiten Waldwegen bergab ging und sich das Feld schnell auseinander zog. Bald kamen die ersten Trails, die sich in leichtem Auf & Ab durch den Wald schlängelten. Noch vor der ersten Verpflegungsstelle bei ~km 9 liefen Adam und ich auf Stephan auf, der sich entschieden hatte, es etwas ruhiger anzugehen und auf uns zu warten. Doch das dreisame Laufglück währte nur kurz: An der ersten VP gingen plötzlich die Pferde mit mir durch und ich lief zügig über die nun sehr flowigen Trails weiter. Ich war fest überzeugt, dass dieser Flow nicht lange anhalten und die Jungs mich spätestens beim nächsten Anstieg wieder einholen würden. Tatsächlich sollten wir uns jedoch erst im Ziel wiedersehen…

Die gesamte Strecke war sehr abwechslungsreich und größtenteils sehr gut laufbar – trotz der rund 1500-1600 hm.

Richtig schöne, flowige Trails wechseln sich regelmäßig mit breiteren Waldwegen oder auch kurzen Abschnitten durch Ortschaften ab. Ein besonderes Highlight des Hartfüßler Trails sind die Halden, künstlich aufgeworfene Hügel aus nicht mehr verwendeten Materialien aus dem Steinkohlebergbau, von denen es insgesamt fünf Stück zu bezwingen galt. Meist ging es dabei sowohl im Aufstieg, als auch im Abstieg recht steil und teils auf losen, gerölligen Untergrund zur Sache. Die sonstigen Höhenmeter verteilten sich auf überwiegend moderat an- und absteigende Abschnitte.

Kurz vor der letzten VP bei km 50 erwartete uns außerdem die bereits gefürchtete Bachdurch- bzw. -überquerung. Während die einen, so wie ich, einfach durchmarschierten und darauf setzten, dass das Wasser beim Weiterlaufen möglichst bald aus den Schuhen weichen würde, balancierten andere geschickt und trockenen Fußes über einen umgestürzten Baum.

Wer sich für eine ausführliche Beschreibung der Strecke und Fotos interessiert, findet diese auf der Seite des Veranstalters.

Nach einem abwechslungs- und erlebnisreichen Lauf kamen wir alle drei schließlich glücklich, erschöpft und weit unter unseren geschätzten Zielzeiten ins Ziel.

Ich schaffte es damit sogar auf das imaginäre Treppchen, was mich selber sehr überraschte und riesig freute. Dass ich nur 40 Sekunden nach der 1. Frau ins Ziel kam, hatte ich aufgrund der zeitversetzten Starts nicht ahnen können – sie war aus Block B sechs Minuten vor mir gestartet und so lernten wir uns erst im Ziel kennen.

Belohnt wurden die jeweils drei schnellsten Frauen und Männer mit ganz besonderen, von der Bergbau-Geschichte inspirierten Pokalen – in meinem Fall einer historisch anmutenden Grubenlampe. Für alle Teilnehmer gab es zudem im Ziel eine Medaille, ein erfrischendes Getränk und eine Portion Nudeln, die im Nu vertilgt waren.

Für uns folgte nun das “Lowlight” des ansonsten fantastischen Wochenendes: 5 Stunden Heimfahrt mit Stau und strömenden Regen. Wer nach rund 6 Stunden Laufen schon einmal länger im Auto saß, wird verstehen, weshalb wir den Roadtrip zurück nach Augsburg verfluchten… Doch auch diese Fahrt verging und wird im Nachhinein von den vielen schönen Erinnerungen überdeckt, die wir beim Hartfüßler Trail 2020 sammeln durften!

Ergebnisse der Viktorianer*innen:

  • Svenja Gliem, 5:48:06 Std., 2. Platz AK Women, 2. Platz Frauen gesamt, 14. Platz gesamt
  • Adam Pilawa, 6:10:24 Std., 17. Platz AK Men, 24. Platz Männer gesamt, 28. Platz gesamt
  • Stephan Joos, 6:13:46 Std., 9. Platz AK Master Men, 28. Platz Männer gesamt, 32. Platz gesamt

Vollständige Ergebnislisten des 9. RAG Hartfüßler Trails 2020

Bericht: Svenja Gliem
Fotos: Svenja Gliem & HartfüßlerTrail e.V.