Der Comrades Marathon, ist der traditionsreichste und teilnehmerstärkste Ultramarathon weltweit.
Hier der Bericht von Udo, der nach 9:40 h erfolgreich und glücklich über die Ziellinie lief:
Erst einmal die Daten der Strecke, 87 km „Up Run“, mit 1.500 Höhenmetern. „Up Run“ bedeutet von Durban (Küste) ins Landesinnere nach Pietermaritzburg. Die Richtung wechselt jährlich. Nächstes Jahr also dann ein „Down Run“. Die Strecke kennt praktisch keine flachen Passagen. Entweder rauf oder runter, allerdings selten fordernd bergan. Berüchtigt sind unter Comrades Läufern die so genannten „Big Five“ (Namensgebung in Anlehnung an die tierischen Big Five), darunter versteht man fünf markantere Hügel im ohnehin hügeligen Gelände.
Start war um 5:30 Uhr, was im südafrikanischen Frühwinter eine Stunde Laufen in Dunkelheit bedeutet. Möglich, da auf beleuchteten Straßen. Die ersten etwa acht Kilometer auf einer gesperrten Autobahn. Die Startprozedur war sehr stimmungsvoll gestaltet, zunächst die Nationalhymne, dann das Lied „Shosholoza“, früher ein Lied der südafrikanischen, schwarzen Minenarbeiter. Start dann nach zweimaligem über Lautsprecher übertragenem Hahnenschrei und Abfeuern einer Kanone.
Ich ging den Wettkampf wegen fehlender Streckenerfahrung und nach einer Streckenbesichtigung, die mir die Schwierigkeiten vor Augen führte, defensiv und rein nach Gefühl an. Mein Finish innerhalb der 12-Stunden-Cut-off-Zeit stand von vorneherein nicht infrage – von Sturz Verletzung oder Erkrankung abgesehen. Auf den ersten 30 (!) Kilometern kam es aufgrund der hohen Teilnehmerzahl, enger Straßen und Massen von Zuschauern immer wieder zu Stockungen im Feld. Mein Ziel war außer einer guten Zeit jeden Streckenmeter laufend zurückzulegen, was mich insbesondere im letzten Drittel, als praktisch alle aufwärts gingen, zum Slalomlauf zwang.
Hochrechnungen auf mögliche Endzeiten nahm ich absichtlich keine vor, schaute lediglich an den 6 Cut-Off-Punkten auf der Strecke auf die Uhr, um zu sehen, wie sich meine Zeit gegenüber dem Cut-Off entwickelt. Hieraus und infolge ab etwa 30 km vor dem Ziel dann angestellten Schätzungen war klar, dass ich mein Traumziel unter 10 Stunden zu bleiben würde realisieren können, falls ich mein Tempo annähernd halten kann. Wirklich hart wurde es auf den letzten 10 Kilometern, als ich schwächer wurde. Im Ziel stand ich kurz vor einem Schwächeanfall, konnte dafür aber deutlich unter den erhofften 10 Stunden bleiben.”
Motiviert werden die Läufer auch dadurch, dass es – je nach Endzeit – unterschiedliche Medaillen gibt. Natürlich auch von einem Zuschaueraufgebot, das in die Hunderttausende geht, überall an der Strecke präsent und frenetisch anfeuernd. Der Lauf wird im Fernsehen von Anfang bis Ende der 12h-Cut-Off Live übertragen und ist eines der ganz großen Sportereignisse im Land. Es war die 94. Auflage des Comrades seit 1921. Unterbrochen nur während des zweiten Weltkrieges.